HCD-CEO Gianola über Rekordumsätze, Wachstum und Verantwortung

5.11.2025, 09:00

Wie steht der HCD wirtschaftlich da? Was steckt hinter dem Rekordumsatz von 35 Millionen Franken – und wie schwierig ist es, in der heutigen Zeit Sponsoren zu finden? Im Interview spricht Geschäftsführer Marc Gianola über die Entwicklung des Hockey Club Davos, den Zuschauerboom, den neuen TV-Vertrag und die Zukunft des Spengler Cup.

Das Interview erschien im HCD-Magazin «IM SLOT», das bei allen Heimspielen in der zondacrypto-Arena erhältlich ist und in zahlreichen Restaurants und Hotels in Davos aufliegt.

Marc, was bedeutet es für dich, Geschäftsführer eines Unternehmens mit einem Jahresumsatz von 35 Millionen Franken zu sein?
Das ist natürlich eine beachtliche Zahl. Wenn man sieht, wie sich der HCD in den letzten Jahren entwickelt hat, ist das aber sehr organisch gewachsen. Man lernt, mit dieser Verantwortung umzugehen. Der HCD ist heute ein Unternehmen mit über 100 Mitarbeitenden – das bringt eine gewisse Verantwortung mit sich. Solange wir aber positive Emotionen transportieren und die Leute Freude an dem haben, was wir tun, lässt sich damit gut leben.

War dieser Rekordumsatz im letzten Jahr zu erwarten?
Wir waren selbst etwas überrascht, welchen Effekt eine neue Infrastruktur und die Euphorie um die Mannschaft haben können. Wenn sich Catering und Comfort-Bereich verbessern, entsteht ein deutlich attraktiveres Stadionerlebnis. Auch die Investitionen im Frauen- und Nachwuchssport haben Früchte getragen. All das führte dazu, dass im Schnitt rund 1000 Zuschauer mehr ins Stadion kamen – was einen grossen Einfluss auf das Jahresergebnis hatte.

Auf welche Faktoren lässt sich der Zuschauerrekord von durchschnittlich über 5300 Fans zurückführen?
Ein wesentlicher Punkt war die gute Koordination des Spielplans. Viele Partien fanden am Wochenende statt, vor allem sonntags am Nachmittag – perfekte Spiele für Familien. Auch Ferienzeiten spielten uns in die Karten. Natürlich hängt vieles vom Sportlichen ab: Das Team muss begeistern, und wir brauchen Spieler, die den Fans nahestehen. Der angekündigte Rücktritt von Andres Ambühl war sicher ein zusätzlicher Faktor. In dieser Saison wird es allerdings schwieriger, diesen Schnitt zu wiederholen. Wegen der Olympischen Spiele fallen im Februar – traditionell eine zuschauerstarke Zeit – einige Spiele weg. Das weiss man aber, das haben wir alle vier Jahre.

Wo steht der HCD wirtschaftlich im Ligavergleich?
Vergleiche lassen sich am besten über das Budget ziehen, sprich die Lohnausgaben für die 1. Mannschaft. Zwölf von vierzehn Clubs geben diese Zahlen bekannt. Nimmt man an, dass die beiden fehlenden Clubs die höchsten Ausgaben haben, bewegen wir uns im vorderen Drittel. In den letzten drei bis vier Jahren lagen wir budgetmässig konstant auf Rang 4 bis 6.

Viele Clubs generieren ihre Einnahmen vor allem über Tickets und Saisonkarten, andere stark über Gastronomie. Wie finanziert sich der HCD?
Ein Spitzenbudget erreicht man, wenn man durchschnittlich 7000 bis 12000 Zuschauer hat. Davon sind wir weit entfernt, also müssen wir kompensieren. Wir tun das, indem wir alle im Club mehr arbeiten und zusätzlich zum Meisterschaftsbetrieb auch den Spengler Cup organisieren. Das bedeutet zwar Mehrbelastung, ermöglicht uns aber ein Budget in dieser Grössenordnung.

Mit Baulink konnte ein neuer Hauptsponsor gewonnen werden. Wie schwierig ist es aktuell, Sponsoren zu finden?
Sponsoring ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Solche Partnerschaften baut man über Jahre auf, das braucht Zeit, Geduld und Überzeugungsarbeit. Es wäre illusorisch zu glauben, dass man sofort Ersatz findet, wenn ein Partner abspringt.

Wie ist der HCD im Sponsoring für die nächsten Jahre aufgestellt?
In diesem Jahr liefen viele Verträge aus, vor allem rund um den Spengler Cup. Nun sind wir für die nächsten zwei bis drei Jahre sehr stabil aufgestellt. Das erlaubt uns, den Fokus vermehrt auf kleinere Sponsoringpakete zu legen. Insgesamt sind wir gut unterwegs.

Wie hat sich das Eishockey-Business in den letzten zehn Jahren verändert?
Es ist zu einem Premium-Produkt geworden. Sportlich hat die Liga enorm zugelegt – Schweizer Teams gewinnen regelmässig in der Champions Hockey League. Auch wirtschaftlich, kommunikativ und infrastrukturell hat sich vieles entwickelt. Für uns war die grösste Veränderung sicher, dass wir die Vermarktung des Spengler Cups selbst übernommen haben. Das bedeutet zwar mehr Aufwand, bringt aber auch mehr Ertrag. Als ich vor 15 Jahren angefangen habe, arbeiteten etwa zehn Personen auf der Geschäftsstelle, heute sind es 22. Damals lag der Umsatz bei 12–15 Millionen, heute bei 35 Millionen.

Welche Themen beschäftigen aktuell die Liga?
Kurz vor Saisonstart konnte mit dem neuen TV-Vertrag mit MySports/Sunrise bis 2035 ein wichtiger Schritt gemacht werden – das gibt uns zehn Jahre Planungssicherheit. Ein nächstes Thema ist der Spielkalender. Ab 2028 soll der World Cup of Hockey wieder stattfinden, und zwar im Februar. Das sorgt für Diskussionen, da es auch Auswirkungen auf die IIHF-Produkte wie die Weltmeisterschaft hat. Gemeinsam mit den Olympischen Spielen hätte man damit alle zwei Jahre ein Topturnier mit den besten Spielern der Welt.

In Olympiasaisons ist der Druck auf den Spielplan besonders gross. Kommt der World Cup of Hockey zusätzlich alternierend dazu, steigt auch der Druck auf die Spengler-Cup-Pause. Bleibt es realistisch, dass die National League über Weihnachten und Neujahr pausiert?
Grundsätzlich funktioniert der Spengler Cup so, wie er ist – es gibt keinen Grund, etwas zu ändern. Natürlich gibt es Überlegungen innerhalb der Liga. Ich erhalte aber oft das Feedback, dass viele Clubs froh um diese Pause sind. Kurzfristig sehe ich keine Gefahr, dass sie gestrichen wird.

Welche Konsequenzen hätte es, wenn die Liga während des Turniers weiterspielen würde?
Dann müssten wir keine Ausfallentschädigung mehr an die anderen Clubs bezahlen. Allerdings gäbe es wohl kein Team Canada mehr, da deren Spieler bei ihren Clubs gebunden wären. Teams aus anderen Ligen, die ohnehin weiterspielen, könnte man aber weiterhin verpflichten. Im Hintergrund machen wir uns natürlich Gedanken und tauschen uns regelmässig aus. Aber unsere Philosophie bleibt: Wenn etwas funktioniert, ändern wir es nicht. Sollte es irgendwann Anpassungen brauchen, dann werden wir diese auch machen.

Das Interview erschien im HCD-Magazin «IM SLOT», das bei allen Heimspielen in der zondacrypto-Arena erhältlich ist und in zahlreichen Restaurants und Hotels in Davos aufliegt.

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